Abahlali gegen Gerüchte

Aussendung von Abahlali baseMjondolo, 25.11.2010

Es gibt viele Taktiken, um uns, die organisierten Armen, in Schach zu halten. Es gibt Einschüchterung, unterschiedliche Formen von Gewalt, Leute verlieren ihren Job, werden verhaftet, und es gibt alle Arten von Kooptierung. Auch gibt es Lügen. Seit 2005 wurden eine Menge Gerüchte und Lügen verbreitet, über Abahlali, seine Mitglieder und Führung. Nach den Angriffen1 wurden noch viel mehr verbreitet. Abahlali möchte hier einiges klarstellen.

Abahlali bringt falsche Gerüchte zum Verstummen

Gerücht Nr. 1: Der Präsident von Abahlali, S’bu Zikode, und der Präsident der Jugendliga, Mazwi Nzimande, leben in Villen in Mhlanga.

Falsch: S’bu und Mazwi waren niemals an den Stränden der Reichen in Mhlanga. S’bu lebte in einer Baracke in der Siedlung Kennedy Road, bis im September 2009 ein bewaffneter Mob mit Pangas2 und Buschmessern sein Haus zerstörte. Immer noch vertrieben, lebt er in einem nicht bekannt gegebenen township, wo er, wie die meisten der Ärmsten im Land, an mangelnder Versorgung mit Wasser und Stromabschaltungen und der ständigen Bedrohung durch Räumung lebt. Mazwi Nzimande lebt in einer Baracke in der Siedlung Joe Slovo. Alle FührerInnen von Abahlali leben in armen communities.

Gerücht Nr. 2: S’bu ist ein Barackenlord und/oder Chef eines Taxiunternehmens.

Falsch: S’bu hat niemals eine Baracke außer der, in der er selbst lebte, besessen, und diese wurde von einem bewaffneten Mob im September 2009 zerstört. S’bu hat wegen seines Engagements für AbM zwei Jobs verloren, und 2008 hat er eine Anzahlung für ein Taxi geleistet, weil er eine Einkommensmöglichkeit brauchte, die unabhängig von staatlichem Einfluss ist. Aber er konnte Rückzahlungsraten nicht bezahlen und der Kombi wurde von der Bank eingezogen. Er ist weiter arbeitslos und ohne Einkommen. Es gibt einen Taxiunternehmer, der nicht in Kennedy Road lebt, mit dem Nachnamen Zikode, er ist aber weder mit S’bu noch mit dessen Familie verwandt; aber der gleiche Nachname hat für eine Menge Verwirrung gesorgt. Alle Funktionen bei AbM sind gewählte, und es gibt für sie keinerlei Gehalt von AbM oder irgend einer sonstigen Organisation. Viele unserer FührerInnen haben sich selbst der Bewegung als Vollzeitjob verschrieben, ohne ein Einkommen, und sie und ihre Familien haben für dieses Engagement einen hohen Preis bezahlt. Ihr Einsatz für den Kampf gegen die Armut hat sie noch ärmer gemacht.

Gerücht Nr. 3: AbM wird von ausländischen NGOs bezahlt, um die AfrikanerInnen arm und in Hütten zu halten, damit diese NGOs für sie weiterhin Spenden sammeln können.

Falsch: Als unsere Bewegung begann, hatten wir überhaupt keine Mittel. Auch jetzt, wo wir ein wenig Geld bekommen, beträgt das Gesamtbudget der gesamten Organisation pro Jahr weniger als das Gehalt eines höheren NGO-Mitarbeiters, und wir achten sehr darauf, so zu arbeiten, dass wir nicht von irgendeinem externen Fonds abhängig werden. All unsere finanziellen UnterstützerInnen sind auf unserer website angeführt. Es gibt keinerlei Geheimnisse über das bißchen Geld, das wir von fortschrittlichen UnterstützerInnen annehmen. Unsere finanziellen Aufzeichnungen liegen im Büro auf und jedes unserer Mitglieder kann jederzeit in sie Einsicht nehmen. Wir haben immer um Land und Wohnraum gekämpft, und in jeder community steht dieser Kampf unter demokratischer Kontrolle dieser community. Es war AbM, das Räumungen gestoppt und Verbesserungen an Orten wie Kennedy Road durchgesetzt hat.

Gerücht Nr. 4: Abahlali ist eine gewalttätige Organisation.

Falsch: Abahlali duldet keine Gewalt durch seine Mitglieder. Wir definieren Gewalt als „anderen Menschen Leid zufügen“. Das Anzünden von Autoreifen auf der Straße oder eine Straßenblockade bezeichnen wir nicht als Gewalt. Wir haben seit 2005 hunderte Proteste an unterschiedlichen Orten organisiert, und kein einziger Mensch wurde jemals von AbM-Mitgliedern oder anderen DemonstrantInnen verletzt. Aber unsere Mitglieder wurden von der Polizei oft verletzt, manchmal schwer.

Gerücht Nr. 5: Abahlali stört die Wahlen.

Falsch: Bei jeder Wahl seit 2006 hat Abahlali die Position “Kein Land! Kein Haus! Keine Stimme!“ eingenommen. Diese Position wurde vor jeder Wahl bei offenen Massentreffen diskutiert und überprüft. Bei diesen Treffen wird beschlossen, ob der Wahlboykott fortgesetzt wird oder nicht. Wahlboykotte wurden von AktivistInnen im Befreiungskampf praktiziert, und nach dem Fall der Apartheid von der Bewegung der Landlosen erstmals wieder aufgenommen. Aber selbst wenn wir als Abahlali eine gemeinsame Position haben, steht es unseren Mitgliedern frei, zu wählen, wen sie wollen, und Abahlali-Abteilungen sind keine No-Go-Zonen für politische Parteien. Sogar am Wahltag veranstaltet Abahlali keine Gegenveranstaltung, mit der sie Menschen davon abhalten möchte, zur Wahl zu gehen, denn das ist deren demokratisches Recht, und Abahlali respektiert dieses Recht.

Gerücht Nr. 6: Abahlalis sind Mörder/Gangster.

Falsch (1): Zweifellos war einer der Menschen, die umgebracht wurden, als im September 2009 Kennedy Road angegriffen wurde, einer der Angreifer. Er war zu dieser Zeit mit einer Feuerwaffe bewaffnet. Es gibt unterschiedliche Geschichten über die andere Person. Der Angriff war eine totale Überraschung, und in all der Angst und Verwirrung dieser Nacht versuchten einige Menschen in der community, sich selbst zu verteidigen. Aber es muss zur Kenntnis genommen werden, dass jeder Mensch das gleiche Recht auf Selbstverteidigung hat, wenn er von Menschen angegriffen wird, die ihn töten wollen. Uns ist jedenfalls klar, dass es eine Tragödie ist, wenn die Armen gegeneinander aufgebracht werden und Nachbarn Nachbarn angreifen. Wir beklagen diese Toten als Tode von Menschen unserer community. Es steht fest, dass die Verantwortung für das, was geschah, bei denjenigen liegt, die diese Angriffe geplant und durchgeführt haben. Wird erst einmal die Politik der offenen Diskussion durch Gewalt ersetzt, dann kann das nur zu einem Desaster führen.

JedeR, der/die behauptet, einen Beweis dafür zu haben, dass Abahlali als Bewegung jemals jemand umgebracht oder verletzt hat, ist aufgerufen, vorzutreten und der Polizei darüber zu berichten, denn als Bewegung würden wir uns sofort von allem distanzieren, das jedes unserer Mitglieder oder UnterstützerInnen falsch gemacht hat, denn das verstößt gegen unsere Prinzipien und gegen unsere Verfassung. Uns ist klar, dass unser Kampf bei der Anerkennung der Menschlichkeit jedes Menschen beginnt, dass wir darum kämpfen, die Würde jedes Menschen zu verteidigen und mensch kann nicht für Würde und Menschlichkeit kämpfen, ohne zu denjenigen Mitteln zu greifen, die die Würde und Menschlichkeit einer/eines anerkennen.

Falsch (2): Wir wurden der Welt als Gangster präsentiert, nachdem wir als organisierte Arme uns geweigert haben, uns von den paar AkademikerInnen anführen zu lassen, die für uns sprechen wollten, ohne mit uns zu sprechen. Als wir den Standpunkt einnahmen, dass „diejenigen führen müssen, die es verspüren“3 und „wir sind die ProfessorInnen unseres eigenen Leidens“, begannen diese AkademikerInnen sofort damit, der Welt zu erzählen, dass wir Lumpen seien. Sie haben 2006 gelogen und seither lügen sie immer weiter. Wenn der Preis für unsere Autonomie darin besteht, dass die rückschrittliche Linke an der Universität uns als Gangster bezeichnet, dann soll das so sein. Wir werden niemals ihr Geld annehmen und ihre braven Jungs und Mädchen werden, deren einzige Aufgabe darin besteht, bei ihren Treffen reinzukommen, zu singen und zu tanzen, sich mit amerikanischen AkademikerInnen zu treffen und dann heimzugehen, während sie alle Entscheidungen für uns treffen. Es gibt eine Menge Rassismus bei diesem Ansatz. Wir sind bereit, mit allen zusammen zu arbeiten, die die Autonomie und Demokratie unserer Organisation respektieren, aber wir sind nicht bereit, von irgendjemand Anweisungen zu übernehmen oder unsere Organisation unter die Kontrolle irgend jemandes anderen bringen zu lassen. AbM wird immer seinen Mitgliedern gehören. Wir werden uns immer gegenüber jedem Angebot einer Geldüberweisung verweigern, die an einzelne von uns geht, oder die nicht die Autonomie unserer Bewegung respektiert.

Gerücht Nr. 7: Abahlali ist die “Dritte Kraft”4

Falsch: Es ist traurig zu hören, wenn arme Menschen das fordern, was ihnen versprochen wurde, dass jemand anders ihnen sagt: “es gibt eine dritte Kraft” hinter ihnen. Das ist eine schlimme Beleidigung gegenüber den armen und marginalisierten communities, denn es untergräbt unser eigenes Denken als die Menschen, die leiden. Unsere dritte Kraft ist es zu sehen, wie unsere Kinder in Slumbränden verbrannt, von Ratten gebissen werden und sterben. Uns werden grundlegende Dienstleistungen wie Wassser und Sanitäranlagen vorenthalten. Unsere dritte Kraft ist es, in Barackensiedlungen zu leben, sogar ohne Toiletten, sodass wir den Busch als Toilette nehmen müssen. Es ist an der Zeit für den ANC und die linken NGOs, die beide meinen, sie hätten ein natürliches Recht, für die Armen zu sprechen, dass sie verstehen, dass wir fähig sind, für uns selbst zu sprechen. Wir werden uns weiter selbst organisieren und selbst denken und selbst für uns sprechen. Wir werden weiterhin sagen „sprecht mit uns, nicht für uns“. Wir werden weiter die Solidarität einer/eines jeden begrüßen, die/der uns als GenossInnen und nicht als Gefolgsleute betrachtet.

Uyishayile!

Land und Freiheit!

Fussnoten:

1) Vom September 2009 in der Siedlung Kennedy Road, AdÜ

2) Macheten, AdÜ

3) those who feel it must lead it

4) Der Begriff wird ähnlich gebraucht wie der der „Fünften Kolonne“

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