Sieben Tage nachdenken im Gefängnis Westville

Zur Quelle Aussendung von Abahlali baseMjondolo, 9.10.2013

Sieben Tage nachdenken im Gefängnis Westville

Am 3. Juni 2010, als ich Generalsekretärin der Bewegung Abahlali baseMjondolo Südafrika wurde, schwor ich zu sterben wie Abahlali-Mitglieder sterben. Ich schwor, mein Land zu beschützen. Ich schwor, den Ärmsten der Armen treu zu bleiben. Ich schwor, die Verfassung von Südafrika hoch zu halten, aus Respekt vor all jenen, die für dieses Land gekämpft haben. Ich schwor, den Kampf um Land und Wohnraum in den Städten weiter zu tragen, sicher zu stellen, dass Land, Städte, Wohlstand und Macht geteilt werden.

Ich bleibe dabei, das, was ich geschworen habe, umzusetzen. Kein Urteil, keine Haft oder Kugel wird mich zum Verstummen brinben, solange wir, die Armen, von denen unterdrückt werden, der täglich Brot die Armut und das Blut der Armen sind. Ich lehne es ab von denen beurteilt zu werden, die sich selbst niemals genug Zeit nahmen zu verstehen, wie es ist, in Armut zu leben. Ich lehne es ab zuzulassen, dass das Schweigen überhand nimmt. Der Preis für das Schweigen treibt mich voran, denn der Preis für das Schweigen sind Unterdrückung, Leid, zerstörte Leben und Tod. Der Preis für die Rebellion ist niedriger als der Preis für das Schweigen.

Als ich am 17. September 2013 in Cato Crest von S’bu Sithole, der Verbindungsperson [community liaison office] von Cato Crest, eingeschüchtert wurde, schützte uns kein Gesetz, keine Polizei. Anstatt dass wir von der südafrikanischen Polizei geschützt wurden, beschloss diese, die Gemeinde zu schützen, und die Mitglieder des African National Congress in Cato Crest zu unterstützen, die von Mzimuni Ngiba, dem Bezirksrat, angeführt werden, tagsüber ein Führer, in der Nacht ein „Killer“. Als ich am Montag, dem 30. [September] 2013, verhaftet wurde, weil ich solidarisch war mit der Familie, deren Kind vom Chef der Polizeistation Cato Manor, Mnganga, bekannt als Kito, umgebracht worden ist, war das ein Versuch, mich und andere, die gegen den Mord an Nqobile Nzuza protestierten, zum Verstummen zu bringen. Für den Mord an Nqobile ist niemand verhaftet worden, oder für den an Nkululeko Gwala oder an Thembinkosi Nyathi. Und obwohl die Leute, die gegen diesen Mord protestierten, geschlagen wurden, und obwohl ich verhaftet wurde, weigere ich mich, ruhig zu sein und die Leute zu verkaufen, die wirklich hart für mich gekämpft haben, damit wir ein Verfassungsmäßiges Recht auf Meinungsfreiheit bekommen. Ich weigere mich, ruhig zu sein und die Menschen zu verkaufen, die in Cato Crest geräumt, geschlagen, angeschossen und ermordet werden.

Als ich auf der Polizeistation Cato Manor war, wurde ich von einer anderen inhaftierten Frau isoliert, weil es hieß, ich würde ihren Verstand verderben. Vor allem fürchteten sie, dass ich ihr die Augen für die Wirklichkeit öffnen würde. Es stank und es gab dreckige Decken. Sie brachten Essen, das ich nicht anrührte, weil ich befürchtete, es könnte vergiftet sein, um mich fertig zu machen.

Als sie sich am Donnerstag weigerten, mich auf Kaution freizulassen, machte ich mir keine Sorgen um mich, die ich das erste Mal im Gefängnis war. Aber ich machte mir Sorgen um die Gründe, die dahinter stecken. Ich machte mir Sorgen, dass die Gemeinde weiter Häuser in Cato Crest zerstören wird, ohne Rücksicht auf die Verfassung, das Gesetz und die Anordnungen des Gerichts. Ich machte mir Sorgen, dass die Polizei weiter die Rechte der Menschen verletzen wird, das Recht auf friedlichen Protest, und sie angreifen wird, damit nachher in den Zeitungen von gewalttätigen Protesten die Rede sein wird.

Meine sieben Tage im Gefängnis haben mich zum Nachdenken gebracht, als hätte ich draußen in der Welt zu viel zu tun, um nachzudenken. Ich dachte zurück und fragte mich, warum ich mich dieser Bewegung angeschlossen habe. Ich hätte mich zurücknehmen können, aber wenn einmal etwas in dir drinnen steckt, wenn du das erst einmal lebst, wenn du erst einmal damit geimpft bist, kann es niemand mehr aufhalten. Ubuhlali fließt durch meine Venen. Ich kann mich nicht mehr davon distanzieren. Ich brauche ubuhlali nicht, aber mein Leben braucht es. So lebe und atme ich und darauf bin ich stolz. Ich hatte einige Zeit, um darüber nachzudenken, wie ich diesen Kampf verstärken kann, diesen Aktivismus, und ich erkannte, dass ich das, was ich vor meiner Verhaftung getan habe, zehnmal so stark machen muss. Es gibt jetzt kein Zurück. Ich muss noch viel härter kämpfen, mit der Wahrheit und für die Wahrheit.

Als ich auf die Anklagebank kam, war ich nicht alleine. Niemand ist in dieser Bewegung alleine. Räumungen, Schläge, Verhaftungen und Morde werden nicht alleine erduldet, wenn du in dieser Bewegung bist. Das macht uns stark. Und wenn die Repression schlimmer wird, treibt sie noch mehr Menschen in die Bewegung. Sie macht uns stärker und stärker. Als ich eingesperrt war, gab es in der ganzen Stadt täglich Straßenblockaden. So viele arme Menschen haben beschlossen, dass es reicht. Die Politiker_innen werden uns nicht mehr aufhalten können.

Ich möchte allen Mitgliedern von Abahlali für ihre Solidarität danken, und ebenso allen, die mit unserem Kampf solidarisch sind, während wir unterdrückt werden, War on Want, dem Team von Dear Mandela, Amnesty International und der Solidarität, die wir aus New York, Rio, London und Harare erfahren haben. Ich möchte all den bekannten Intellektuellen danken, die eine Solidaritätserklärung mit uns unterzeichnet haben. Ich möchte auch dem Socio Economich Rights Institute, dem Church and Land Program, dem Diakonia Council of Churches, dem KwaZulu-Natal Christian Council, meiner Familie Amanyanda Amahle, den Freund_innen von Facebook, Twitter und all denen danken, die an mich geglaubt haben, mich unterstützt haben und mir zur Seite gestanden sind in dieser erfahrungsreichen Zeit. Es stimmt, es ein lebenslanges Lernen ist. Kein Urteil wird mich zum Verstummen bringen. Ich werde außerhalb und innerhalb des Gefängnisses Westville den Mund aufmachen. Ich werde weiterhin mobilisieren, in- und außerhalb des Gefängnisses Westville. Sie haben nur die Wahl auszusuchen, wo ich organisiere.

Der Kampf geht weiter

A luta Continua – Amandla Awethu Ngenkani!!!!

Bandile Mdlalose, Generalsekretärin von Abahlali BaseMjondolo, 0845575090

Sekwanele! No House! No Land! No Vote! Everyone Counts

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