Zusammenstöße in Hangberg

Zur Quelle, 30.9.2010, aus Sowetan live

Zusammenstöße in Hangberg

Szenen schlimmer Gewalt spielten sich auf einem malerischen Bergabhang in Kapstadt ab, als die Polizei versuchte, eine Welle von Räumungen gegen dort lebende BarackenbewohnerInnen durchzusetzen.

Als dutzende BewohnerInnen von Hangberg in Hout Bay mit der Polizei zusammenstießen, wurden sie mit Gummigeschossen angegriffen und an ihren Füßen über den felsigen Untergrund weggeschleift.

Drei BewohnerInnen werden diese Woche Glasaugen erhalten, nachdem ihnen von der Polizei das Auge weggeschossen wurde.

Das Ziel der Polizeiaktion war es, Baracken zu zerstören, die angeblich auf einer Feuerschneise errichtet worden waren.

In einem Interview mit der online-Fernsehstation Zoopy TV dementierte die Premierministerin von Westkap, Helen Zilli, dass irgendetwas schiefgelaufen sei.

“Wir haben hart daran gearbeitet, die informelle Siedlung zu verbessern”, sagte sie. „Wir haben 8 Millionen Rand für neues Land ausgegeben, und das weiß die community.

Sie waren niemals fähig, ein repräsentatives Komitee zu wählen, und so ist dieses Komitee sehr gespalten, und sie haben ihr Abkommen, dass sie die Feuerschneise und das Naturreservat nicht bebauen werden, nicht eingehalten.

Es gab dort ca. 307 (Hütten), für die wir Verbesserungen zugesagt haben, aber ihre Anzahl hat sich mehr als verdoppelt und die Hütten haben das Naturreservat beeinträchtigt“, sagte Zille.

Im selben Video sieht mensch drei kräftige Polizisten, die jemand, der nicht so wirkt, als würde er kämpfen, zu einem Polizeiwagen eskortieren. Die Polizisten treten ihn mehrmals, während er in den Wagen steigt.

Während viele Menschen in Hangberg den Medien gegenüber erklärt hatten, warum sie lieber in ihren Hütten bleiben, als geräumt zu werden, hat sich Zille dafür entschieden, durchzugreifen – sie macht Drogenbarone dafür verantwortlich, die community missbraucht zu haben.

“Die Gewalt geht von einer kleinen Gruppe aus, die als Rastas bekannt sind. Sie sind sowohl Drogenkonsumenten und oft genug, fürchte ich, Drogenverkäufer – und die Drogenbarone in dieser community haben die community völlig unterjocht, sie lebt in Angst vor Machtmissbrauch und diese Gewalt ist bloß ein Ausläufer dieses Machtmissbrauchs“, sagte Zille gegenüber Zoopy TV.

Einer der Führer der community, Fred Martin, sagte, Zille hätte sich die Behauptung, dass die community von Drogendealern kontrolliert werde, bloß ausgedacht.

Gibt es irgendeinen Grund, dass, seit die Regierung Zille die Polizei kontrolliert, Drogenbarone frei herumziehen und communities kontrollieren können?

Ein anderer Führer, Greg Louw, sagte, es passt Zille zu behaupten, die BewohnerInnen von Hangberg hätten keine Führer oder Linie.

“Sie lügen auch ganz offen, wenn sie sagen, dass wir Land geschnappt hätten und über Nacht auf einer sogenannten Feuerschneise Häuser errichtet hätten. Wenn niemand sich um eine Feuerschneise kümmert und diese zuwächst, ist es dann immer noch eine Feuerschneise?“ fragte Louw.

“Sie kümmern sich nicht um uns. Unter der Apartheid waren wir der NP (National Party) egal, dann der neuen ANC-Regierung und nun kümmert sich die DA (Demokratische Allianz) nicht um uns. Wir wollen bloß ernst genommen werden und in dieser Gegend Zugang zu Dienstleistungen erhalten“, sagte Louw.

Richard Pithouse von der Rhodes Universität sagte, PolitikerInnen finden es praktisch, Aufstände als Verschwörungen gegen sie darzustellen.

“Helen Zille scheint, wie viele von den ANC-PolitikerInnen, unfähig zu verstehen, dass die massenhafte Ablehnung ihrer Politik völlig legitim und keine Form von Verschwörung ist. Solange PolitikerInnen nicht begreifen, dass Barackensiedlungen communities sind, die vom Staat unterstützt werden müssen, werden die Spannungen zwischen den BarackenbewohnerInnen und dem Staat anwachsen und eskalieren“, erklärte Pithouse dem Sowetan.

Er meint, die Regierung ignoriert absichtlich die Möglichkeit der Verbesserungen in den Siedlungen und verlässt sich stattdessen auf die “Staatsgewalt”, um ihre Probleme zu lösen.

“Der Versuch von (dem ehemaligen Ministers für Wohnungsfragen, Lindiwe) Sisulu, mittels staatlicher Gewalt Barackensiedlungen auszurotten, ist gescheitert, aber der gegenwärtige Minister für Siedlungen, Tokyo Sexwale ist dabei gescheitert, eine neue Politik zur Unterstützung der BarackenbewohnerInnen zu entwickeln, um ihr Recht, in der Stadt und angemessen zu wohnen, durchzusetzen.

Es gab eine Menge Ideen aus seinem Büro, aber nichts Substanzielles.”

Die hauptsächliche Beschwerde von BarackenbewohnerInnen in Kapstadt ist, dass sie, wenn ihre Hütten niedergerissen werden, in ein Transitlager 28 Kilometer außerhalb der Stadt, genannt Blikkiesdorp oder Blechdosenstadt, verbracht werden.

Einige Familien leben bereits seit fünf Jahren in temporären Einzimmerhütten in Blikkiesdorp. Dort gibt es gemeinsame Wasserhähne, keine Bäder oder Duschen, aber viele unhygienische, zugesperrte Toiletten; und andere communities achten darauf, nicht das gleiche Schicksal zu erleiden.

“Vorübergehende Umsiedlungsgebiete oder Transitlager sind eine inakzeptable Antwort auf die Wohnraumkrise, denn hier werden Menschen einfach aus ihren Hütten in Regierungshütten umgesiedelt, wobei die letzteren oft viel kleiner sind”, meint Pithouse.

Der Mitarbeiter des Human Sciences Research Council, Mcebisi Ndletyana sagte: “Transitlager helfen nicht, denn es ist wesentlich für menschliches Siedeln, dass Menschen nahe ihrem Arbeitsplatz leben.

Menschen nach weit außerhalb der Stadt zu übersiedeln ist bloß eine Fortsetzung der alten Planungskonzepte der Apartheid, die darauf abzielten, die natives so weit weg wie möglich von den Weißen zu halten.“

Ndletyana erklärte, dass die Armen und die BarackenbewohnerInnen weiter durchhalten müssen.

“Ein Teil der Lösung ist es, ländliche Gebiete derart zu entwickeln, dass es den Menschen möglich wird, dort eine Existenzgrundlage zu finden, um die Notwendigkeit für sie, in die Stadt zu ziehen, wegfällt“, sagte er.

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